Gastkommentar von Hans-Peter Bartels in der Bild am Sonntag vom 15. Februar 2009

Dicke Backen waren jahrelang das Erkennungszeichen für die mächtigen Männer der Wirtschaft. Jetzt ist die Luft raus. Banken wanken, Fabriken gehen auf Kurzarbeit, Spekulanten fallen ins Bodenlose. Arbeitnehmer zahlen mit ihren Jobs für die Katastrophen-Party der leitenden Herren.

Es sind wirklich alles Männer! In den 30 Dax-Vorständen arbeitet eine einzige Frau. Und in den Aufsichtsräten deutscher AGs findet man nur auf jedem zehnten Platz ein weibliches Wesen, Eigentümerinnen und Gewerkschaftsseite eingerechnet.

Da könnte man fast glauben, die Krise sei männlich. Das ist natürlich Quatsch: Es gibt kein Geschlechts-Gen für gutes oder schlechtes Management. Aber dass die oberen Etagen der Wirtschaft auf ewig ein Reservat fürs Patriarchat bleiben müssen, weil nur Männer in der freien Wildbahn die richtigen Entscheidungen treffen – diese Logik ist entlarvt.

Jetzt wird es Zeit für mehr Frauen in den Top-Positionen der Wirtschaft. Norwegen hat vorgelegt: Da gilt seit 2008, dass mindestens 40 Prozent aller Aufsichtsratsmandate von Frauen zu besetzen sind. Es funktioniert. In Deutschland sollten wir uns das auch trauen! Vielleicht mit einer Übergangsfrist von zehn Jahren, damit der Schock nicht so groß wird. Aber wann wäre es richtig, damit anzufangen, wenn nicht unter dem Eindruck dieser Wirtschaftskrise?